09/2016 – 12/2018

Heike Schimkat / Martina Stallmann / Tobias Kindler /  Brigitte Wießmeier

Veröffentlichung
Der Abschlussbericht der Evaluation Notunterkunft für wohnungslose Familien ist hier (AB_INIB_Evaluation_Notunterkunft_2019_end.pdf ) abrufbar.

Auftraggeber
Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V.

Hintergrund
Mit der im Jahr 2016 neu eröffneten Notunterkunft wird wohnungslosen Familien mit einem oder mehreren minderjährigen Kindern kurzfristig und unbürokratisch ein Schutzraum zur Verfügung gestellt. Dieser ist ihrem spezifischen Bedarf angepasst und wird ergänzt durch Beratungsangebote und ein Clearing im Rahmen der Jugendhilfe. Dazu kooperieren die Senatsabteilungen Soziales und Jugend, was in dieser Form innovativ ist.

Ziel der Evaluation
Das Forschungsteam ging folgenden Fragestellungen nach:

  • Wer wird mit dem Angebot der Notunterkunft erreicht?
  • Wie wird das Angebot von den betroffenen Familien aufgenommen?
  • Inwieweit leistet die Notunterkunft eine Brückenfunktion in das Jugendhilfe- und Wohnhilfesystem?


Methodisches Vorgehen
Mittels Methoden der qualitativen Sozialforschung wurden die Sichtweisen der Sozialarbeiterinnen, der Integrationslots*innen, von Leitungspersonen sowie von Kooperationspartner*innen erhoben. Die alltagspraktische Arbeit in der Unterkunft wurde in Form von teilnehmender Beobachtung erforscht. Ergänzend fand eine quantitative Erhebung statt, die anonymisierte Daten zu Anfragen sowie zum Aufenthalt der Familien erhob. Der Forschungsprozess wurde gerahmt von Feedback-Gesprächen sowie Diskussionen der Ergebnisse.

Ausgewählte Ergebnisse
Wichtigstes Hauptergebnis: Die Notunterkunft arbeitet bei der Vermittlung sehr zielgerichtet und erfolgreich. Es gelingt, zwischen 85 und 90 Prozent der aufgenommenen Familien in eine Unterkunft zu vermitteln. Dies sind überwiegend Wohnheime. Die Vermittlung in eine eigene Wohnung ist die Ausnahme, was auch auf die angespannte Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt verweist.

Die erhobenen Zahlen zu den Anfragen, mit denen eine wichtige Datengrundlage geschaffen wurde, zeigen klar den Bedarf an Plätzen in Notunterkünften für Familien. Nur ca. 25-30 Prozent der anfragenden Familien konnten untergebracht werden.

Während ihres ca. 3-wöchigen Aufenthalts erhalten die Familien eine intensive Betreuung. Es werden soziallrechtliche Fragen geklärt, Besuche bei Behörden angeregt oder begleitet, Probleme der Familien und Erziehungsschwierigkeiten besprochen. Die Integrationslost*innen der Einrichtung sorgen u.a. für Sprachmittlung. Die Ergebnisse machen deutlich wie wichtig diese Betreuung für eine erfolgreiche Vermittlung ist.

Für die Kinder der Familien gibt es vielfältige Angebote im Freizeit- und Bildungsbereich. Dennoch befinden sich die Kinder in wohnungslosen Familien in hochproblematischen Situationen. Die Daten aus der Evaluation zeigen, dass bis zu 67 Prozent der betroffenen Kinder vor und während des Aufenthalts in der Notunterkunft nicht in die Schule oder Kita gingen.